Trio Brass-Boenniger-Gjakonovski: Dizzy war auch dabei.

Vor ausverkauftem Haus – sehr zur Freude von Ben Bönniger, der die Jazzreihe „JazzLuck“ gemeinsam mit dem Museum für Lackkunst ins Leben gerufen hat – spielte das Trio munter auf. Standards bekamen von den drei Musikern ein neues zeitgemäßes Gewand verpasst, was die zahlreichen Jazzliebhaber überaus erfreute. Miles war im Geiste zwar nicht zugegen, als das Trio spielte, doch Dizzy schaute ebenso vorbei wie Jobim. Ein bisschen Bebop und Hard Bop, ein Schuss Bossa und Samba und schließlich auch ein „Plink, Plank, Plonk – Monk“ servierten der aus Hannover angereiste Pianist Elmar Braß und der aus Mazedonien stammende und in Köln lebende Bassist Martin Gjakonovski gemeinsam mit dem Münsteraner Urgestein des Jazz, Ben Bönniger, den sehr aufmerksam lauschenden Zuhörern. Es war ein sehr buntes musikalisches Viel-Gänge-Menü, das auf den Tisch des Hauses kam. Zwischenapplaus belohnte das Spiel des Dreigestirns ebenso wie lang anhaltender Schlussapplaus.

 

Zunächst war es an dem Trio, uns Zuhörer an einer Gershwin-Komposition teilhaben zu lassen: „Love walked in“. Nein, in einen Liebesrausch verfiel wohl keiner der Anwesenden, aber zumindest die gesteigerte Zuneigung für einen der bedeutsamen Komponisten des Jazz dürfte sich entwickelt haben. Der Szenenapplaus war dafür gewiss ein Indiz. Lyrisches wechselte sich mit akzentuiert Dramatischem ab. Die Zuhörer lauschten energetisch aufgeladenen Passagen, die bisweilen nach Herbstwind klangen. Ben Bönniger verzichtete streckenweise auf die Sticks und ließ seine flachen Hände den Rhythmus setzen. Verspieltes entlockte Elmar Braß seinem Tastenklangkörper. Irgendwie schien er letzte Sonnenstrahlen einfangen zu wollen und zugleich einen ausgelassenen Spaziergang am Strand, den zwei Verliebte unternehmen. Dazu agierte Ben Bönniger nie überhastet oder sich aufdrängend.

 

Dies war also gleichsam die Visitenkarte, die das Trio abgab. Ben Bönniger erinnerte dabei daran, dass die Reihe „JazzLuck“ nun schon im fünften Jahr stattfindet, und dankte besonders dem Museum für Lackkunst und Frau Kroker für deren Engagement. Zugleich stellte er dann auch die Band vor. Es sei eigentlich zwei Drittel eines Trios, das zugegen sei: Elmar Braß und Martin Gjakonovski spielen schon lange miteinander in einem eigenen Trio. Nun hätten sie halt, so Elmar Braß in einer launigen Bemerkung, das „Münster Trio“ aus der Taufe gehoben.

 

Ganz hochtönig gelaunt gab sich beim zweiten Stück des Abends der Bassist Martin Gjakonovski. Damdamdam und Pling – so klang es anfänglich, als ein Stück des Bassisten Oscar Pettifort vorgestellt wurde. Im Kern ist das Stück ein Blues, wie man dem Spiel von Elmar Braß hier und da entnehmen konnte. Doch was zu hören war, war kein klassisch-getragener Blues. Nein, man hatte eher den Eindruck von tanzenden Noten, Akkorden und Takten. Zwischendrin glaubte man gar, Funk zu hören. Irgendwie ging mir als Berichterstatter beim gespannten Zuhören auch ständig die Miles-Davis-Komposition „So What“ durch den Kopf, obgleich eine Interpretation eines Pettifort-Titels zu hören war.

 

Im ersten Teil des Konzerts unternahm das Trio mit den Zuhörern auch einen kleinen Abstecher in die Hohe Schule des Bossa. Nein, weder "The Boy from Ipanema“ noch das „Mädel aus Ipanema“ gab das Dreigestirn aus Köln, Münster und Hannover zum Besten. Antonio Carlos Jobim ist der Komponist des Stücks, das zu hören war: „If you never come to me“. Das klingt nach Sehnsüchten, oder? Gewürzt mit ein wenig Ragtime und dem rollenden Boogie-Bass präsentierte Elmar Braß „Close your Eyes“. Doch angesichts der Dynamik und des Tempos, die der Tastenartist Elmar Braß an den Tag legte, war das Stück nicht zur Meditation, Kontemplation oder zum Träumen gedacht. Die Energiefülle war außedem Ben Bönniger zu verdanken, der an seinem Schlagwerk für allerlei Wirbel sorgte, hinzukam noch das flotte Fingerspiel des Bassisten Martin Gjakonovski. Elmar Braßr ließ währenddessen seine Finger äußerst flink über die schwarzen und weißen Tasten huschen. Boogieartiges bildete den Abschluss des ersten Sets, wobei sich Bassist und Pianist in ihrem Spiel gegenseitig befeuerten und ereiferten.

 

Die Pause dehnte sich ein wenig mehr aus als gedacht, sodass dann Ben Bönniger die Initiative ergriff. Statt des Gongs ertönte ein Schlagzeugsolo als Eröffnung des zweiten Konzertteils, während die Gäste nach und nach ihre Plätze einnahmen. Die musikalische Reise, die wir dann unternahmen, entführte uns, wenn dieses Bild gestattet ist, auf eine Spritztour im Coupé mit offenem Verdeck. Über Serpentinenstraße ging es durchs Gebirge, ein Fahrvergnügen der besonderen Art. Zugleich drängte sich das Bild der Lichter der Großstadt auf, die des Nachts in die flackernden Neonlichter der Reklame getaucht ist. Dass wir mit Count Basie auf dem „Broadway“ unterwegs waren, wussten nur diejenigen, die auf ein Jazz-Lexikon im Kopf zurückgreifen konnten. Zum Glück machte Elmar Braß immer wieder kurze Ansagen und stellte die jeweiligen Titel vor. Das war eine durchaus willkommene Hilfe für das jazzaffine Publikum, zu dem auch einige Jazz-Musiker der lokalen Szene gehörten.

 

Eher lyrisch eingestimmt wurden wir dann durch „Moonlight in Vermont“, einer Ballade durch und druch. Auch das war durch das Trio von der Dramaturgie her bewusst gewählt, ging es den drei Musikern doch darum, eine abwechslungsreiche Folge von Jazz-Standards zu präsentieren. Dass dabei das Wie und weniger das Was im Vordergrund zu stehen hatte, bestätigten alle Akteure in einem kurzen Nachgespräch zum Konzert. Das bewahrheitete sich im Übrigen bei „Secret Love“, einem Song, der auf Wunsch von Ben Bönniger in ein Latino-Kostüm gekleidet wurde. Das ist eben Jazz, dass sich auf Zuruf eine Set-Liste auch mal spontan ändert. Wäre als Nächstes auch denkbar, dass die Zuhörer ihre Wünsche einwerfen können? Doch wer bestimmt dann, was und wie interpretiert und arrangiert wird?

 

Mit einer Komposition von Elmar Braß, „The Big Hang“, hingen die Zuhörer nicht in den Seilen, sondern diese waren darauf aus, dass es nach diesem offiziell letzten Stück des Konzertabends mindestens noch eine Zugabe gibt. Das Dreigestirn ließ sich nicht lange bitten und so klang der überaus stimmungsvollen, mit allerlei „Straigh-ahead-Jazz“ gespickte Konzertabend harmonisch aus. Elmar Braß „bekannte“ im Anschluss, dass er nicht nur auf Monk, sondern auch auf Bebop und Hard Bop, aber auch auf Coltrane stehe. Dies zeigte sich im vorgestellten Programm, in dem sich auch die beiden Mitspieler von Braß ganz gewiss uneingeschränkt wiederfanden und eingebracht haben.

text und fotos: © ferdinand dupuis-panther

Informationen

Museum für Lackkunst Münster
Windthorststraße 26 • 48143 Münster
t. +49 (0)251 /4 18 51 -22
http://www.museum-fuer-lackkunst.de
http://www.facebook.com/Museum.fuer.Lackkunst

Musiker

Ben Bönniger
http://www.solodrumming.de/

Martin Gjakonovski
https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Gjakonovski
Videos
https://www.youtube.com/watch?v=wltqAaTe5Bo
https://www.youtube.com/watch?v=fd1ROJwgg74

Elmar Braß
http://www.laika-records.com/RECORDS/Brass.html
http://www.jrp.hmtm-hannover.de/de/personen/lehrende/elmar-brass/
http://www.tangobruecke.de/assets/files/pdf/Konzerte/091119_Brass_Groenewald/Elmar_Brass_Biographie.pdf

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