jazzathome 2017: Vortex Kwintet

Mechelen Jazzzolder 8.9.2017


Das Konzert des Vortex 5te war das vorletzte Konzert im Jazzzolder, ehe der Club auf Zeit im Refugehuis van Grimbergen seinen Unterschlupf nimmt, immer mit der Hoffnung verknüpft, doch wieder das ehemalige Kloster und die Klosterkapelle am Fuße des Romboutstoren bespielen zu können.  Eigentlich war das Konzert ein ganz gewöhnliches im Rahmen der Aktivitäten von Jazzzolder, aber zugleich auch Teil des Festivalprogramms, worauf Lejo Verhaelen von Jazzzolder hinwies.


Eingeladen war das junge Vortext Kwintet – man beachte die Schreibweise. Diese Band gewann 2016 den Preis für die beste Band und den besten Solisten (Alan Van Rompuy) beim JazzContest Mechelen. Teil des Preises war der heutige Konzertauftritt. Zudem konnte mittels des Preisgeldes eine EP herausgegeben werden. Diese konnte man für 5-Euro an diesem Abend auch käuflich erwerben. Davon wurde reichlich Gebrauch gemacht, sodass die letzte noch unverkaufte EP gar mit 10 Euro angeboten wurde.

Das Vortex 5tet ist eine belgisch-französische Band, die der Trompeter Aristide D’Agostino, der Saxofonist Abel Jednak, der Pianist Alan Van Rompuy, der Bassist Emanuel Van Mieghem und der Drummer Olivier Penu ins Leben gerufen haben. Das geschah nicht aus einer Laune heraus, sondern war das Ergebnis einer inspirierenden Jamsession.


Mit eigenen Kompositionen, so „Song for Emmanuelle“, „Vortex“ und „Pharaon Seven“ sowie „Sansara“, die zum einem vom Bandleader und Trompeter Aristide D’Agostino, zum anderen vom Pianisten Alan Van Rompuy stammen, bestritt die Band ihr Konzertprogramm im Jazzzolder.

Das Haus war nahezu ausverkauft, sicherlich eine gute Motivation für Musiker, die teilweise in der Endphase ihres Masterstudiums sind oder es wie der Schlagzeuger Olivier Penu bereits abgeschlossen haben. Letzterer hat unter anderem in Köln bei Jonas Burgwinkel sein Handwerk gelernt, abgesehen von seiner Antwerpener Zeit bei Teun Verbruggen.

Mit „Black Cataleya“ - Gibt es da den Bezug zu einer Orchideenart? - eröffnete die Band und mit „Sansara“ sowie einer Zugabe – der Schlussapplaus war nachdrücklich und fordernd – beendete das Vortex  Kwintet seinen Gig in Mechelen.

Zu Beginn des ersten Stücks hatte man den Eindruck, Saxofon und Trompete riefen zum Fahnenappell. Man konnte beim Zuhören der Eingangssequenzen meinen, hier wurde ein Weckruf abgesetzt, durchdringend, energetisch und nicht zu überhören.


Stufig angelegte Melodiegebilde waren zu hören, vor allem dank des Spiels von Aristide d'Agostino, aus dessen Feder der Titel auch stammt. Nicht nur das Fordernde, das Energiegeladene und das nahezu Eruptive bestimmten den Song, sondern auch weiche Linienführungen und -übergänge, begleitet von zurückhaltendem Schlagwerkeinsatz. Dabei kamen vor allem Hi-Hat und Snare zum Einsatz. Kurze Interventionen setzte der Pianist Alan Van Rompuy. Im Hintergrund nahm man den stoischen Klangfluss des Basses war. 

Stimmgewaltig war der Trompeter, der sich so gab, als habe er nur ein reinigendes Gewitter im Sinn. Aristide d‘Agostino stand der Altsaxofonist Abel Jednak zur Seite, der mit seinem Instrument die Weichzeichnungen der Komposition übernahm. Ätzend gab sich im Zusammenspiel die Trompete. Hier und da gab es überdies Anlehnungen an Big-Band-Klang zu vernehmen. Doch insgesamt bewegte sich das Stück ganz in der Tradition von Bebop, Modern und Cool Jazz, schienen die Spielansätze der Herren Parker und Davis nicht weit zu sein.

Kristalline Klangtropfen, die der Pianist seinem Tastenmöbel entlockte,  und das raschelnde Besenspiel des Schlagzeugers bestimmte den Beginn des nachfolgenden Stücks namens „B.I.T.C“. Es entwickelte sich nach und nach eine Art Duett zwischen dem Harmonieinstrument und dem Rhythmusinstrument, das sich sehr lyrisch anhörte. Sobald aber der Trompeter seinen Blechbläser an die Lippen setzte, schienen die lyrischen Konturen durchbrochen zu werden. Da halfen auch die zart gesetzten Saitenzupfer des Bassisten wenig.


Vor Eiseskälte klirrend, so kann man beschreiben, was Alan Van Rompuy in der Folge zu Gehör brachte. Dies war deutlich eine Abgrenzung gegenüber dem eruptiv ausgerichteten „Trompetensatz“. Auch Abel Jednak schwamm eher auf der lyrischen Linie. Stets drückte das Zusammenspiel zwischen Altsaxofon und Trompete dem Song einen Stempel auf. Nach Aufbruch, Ausbruch, Entäußerung und Aufregung klang das, was dann wahrzunehmen war. Das galt auch für eine weitere Komposition, die vor der Pause dargeboten wurde.

Bei „Song for Emmanuelle“ (comp. Aristide d‘Agostino) schien etwas Serenadenhaftes mit im Spiel zu sein. Fein abgestimmt war das Zusammenspiel von Aristide d‘Agostion und Alan Van Rompuy, der am Flügel eine Basslinie zeichnete. Verwegen dahinfliegend gab sich der Trompeter, der sich der Allgewalt seines Instruments bewusst war. Ging es bei diesem Song ums Bezirzen, Überreden, Lobhudeln, Umgarnen, Verführen? Diese Vorstellung konnte man durchaus haben.


Vor der Pause gab es mit „Aggretion“ (Eric Dolphy/Booker Little) - muss es nicht „Agression“ heißen ?  - nochmals ein musikalisches Inferno zu erleben. Funken sprühten, Explosionen waren zu vernehmen. Ein aufbegehrendes Saxofon traf auf ein nervöses Schlagwerkspiel. Entfesselt gab sich die Trompete. Hier und da waren Afroklänge eingewoben worden. Rhythmisch konnte das Stück durchaus als Dancefloor durchgehen, auch wenn es keine durchgehend eingehende Melodielinie gab.

Im zweiten Teil des Konzerts nahm das Stimmgewaltige, das Energetische, das Eruptive, das das Quintett verkörperte, seine Fortsetzung. Alarm, Rabatz, Radau und Krawall hieß es dann über weite Strecken. Hätte man eine passende Musik zum Film „Panzerkreuzer Potemkin“ finden müssen, man hätte gut und gerne auf „VORTEX“ zurückgreifen können, vor allem für die Filmszene, in der ein Kinderwagen eine lange breite Treppe herrenlos hinunterrast.

Dass weiche Umspielungen und tonale Verätzungen sich im Spiel der Trompete vereinen können, erlebte man bei „Pharaon Seven“. Von orientalischer Musik, von 1001-Nacht war dabei jedoch nichts zu spüren. Eher unternahmen wir mit der Band einen wilden Ritt durch die Steppe.


Im Kern durch und durch lyrisch angehaucht war dann „Yesterday“. Das zeigte, dass die Band nicht nur das Kraftvolle im Gepäck mitführte, sondern auch andere Spielarten beherrscht.

Der Abend überzeugte durch und durch, auch wenn dieser vielleicht dem einen oder anderen streckenweise zu sehr im Geiste von Bebop und auch stellenweise Abschweifungen in den Free Jazz angelegt war. „Jazz is Power“ schien das Motto. Warum auch nicht?

text und fotos: © ferdinand dupuis-panther



Informationen

Vortex 5tet
https://vortexkwintet.bandcamp.com/releases





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